Die "Stille Stunde": Ein Akt der Empathie, Mund mit Zeigefinger davor

(Von Gabor Paranai) Die Stille Stunde in Supermärkten oder öffentlichen Einrichtungen ist mehr als ein Service. Sie steht für gelebte Empathie. Sie ist ein Symbol für ein neues Miteinander, das leise beginnt und tief berührt.

Gabor Paranai, Netzwerkmitglied
Gabor Paranai

Empathie beginnt dort, wo wir innehalten. Wo wir zuhören, auch wenn niemand spricht. In einer Welt, die oft laut, hektisch und grell ist, übersehen wir leicht jene, die sich nicht laut bemerkbar machen können. Menschen, die vieles spüren, aber nicht alles sagen. Sie kämpfen oft im Hintergrund, still und angepasst.

Warum Stille Stunden ein Akt der Empathie sind

Empathie bedeutet, sich in andere hineinzuversetzen, auch wenn sie ihre Welt nicht erklären können.

Viele Menschen mit sensorischer Empfindsamkeit, Autismus, ADHS oder Hochsensibilität erleben alltägliche Reize als Überforderung. Doch sie sprechen nicht immer darüber. Nicht, weil es ihnen egal ist, sondern weil ihnen oft die Worte fehlen. Oder der Mut. Oder das Gehör.

Eine gedimmte Lampe, keine Musik, weniger Hektik. Das sind keine Kleinigkeiten, sondern Zeichen des Verstehens.

Sie zeigen, dass jemand mitgedacht hat. Dass jemand erkennt, wie unterschiedlich Menschen auf ihre Umgebung reagieren.

Stille kann einfühlsam sein. Wer die Welt besonders intensiv wahrnimmt, braucht keine zusätzlichen Reize. Was gebraucht wird, sind Räume, in denen man einfach sein darf.

Impathie: Auch sich selbst besser zuhören

Empathie ohne Impathie bleibt unvollständig. Die Stille Stunde hilft nicht nur den Menschen, für die sie gedacht ist. Sie verändert auch uns selbst.
Wer zur Ruhe kommt, hört besser auf die eigene Erschöpfung, auf das persönliche Tempo und auf die inneren Bedürfnisse.

Vielleicht erkennen wir erst in der Stille, wie laut es in uns war.

Wie wenig wir auf unsere Grenzen geachtet haben. Wie wichtig es ist, sich selbst mit Mitgefühl zu begegnen.
Impathie bedeutet, sich selbst zuzuhören. Sie öffnet einen Weg zu innerem Frieden. Die Stille gibt dieser inneren Stimme Raum.

Wo Stille bereits gelebt wird und wo sie fehlt

Die Idee der Stillen Stunde entstand durch einen berührenden Wunsch. Ein Vater wollte, dass sein autistisches Kind angstfrei einkaufen kann. Was als Einzelfall begann, entwickelte sich weiter. Heute machen viele Geschäfte mit. Beispiele sind:

  • EDEKA Schneidermarkt in Bayreuth (Bayern): donnerstags von 15 bis 17 Uhr
  • REWE-Märkte in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt
  • IKEA-Filialen in Kaarst, Berlin und Hamburg, jeweils vormittags
  • Einzelne LIDL- und ALDI-Filialen, je nach Standort
  • Kleinere Geschäfte, Apotheken und Buchhandlungen, vor allem im Norden Deutschlands

Auch in Österreich (BILLA) und der Schweiz (Migros) gibt es ähnliche Angebote. In Bayern sind bisher nur wenige solcher Initiativen bekannt. Dabei wäre das Potenzial groß – zum Beispiel in Städten wie Cham, Regensburg oder Straubing.

Auch in der Region München wäre eine Stille Stunde ein wertvoller Beitrag für mehr Achtsamkeit und Inklusion.

Inklusion beginnt dort, wo Rücksicht genommen wird, ohne dass jemand darum bitten muss.

Die Stille Stunde: Ein Akt der Empathie, Mädchen mit Zöpfe

Was wir alle tun können: Leise Zeichen setzen

Empathie und Impathie zeigen sich nicht in großen Reden, sondern im Alltag. Im Zuhören. Im Raumgeben. Im Respekt für andere.
Teile diesen Beitrag mit Supermärkten, Schulen oder Arztpraxen in deiner Umgebung.

Sprich mit Verantwortlichen vor Ort über die Möglichkeit reizfreier Zeitfenster.

Frage bei deinem Lieblingsladen nach, ob eine Stille Stunde eingerichtet werden kann. Erzähle anderen davon – auch wenn du selbst nicht betroffen bist. Verwende Hashtags wie #stillestunde #empathie #inklusion #achtsamkeit, damit mehr Menschen von der Idee erfahren.

Besonders in den Großstädten leben viele Menschen, die mit intensiver Reizverarbeitung zu kämpfen haben.

Dazu gehören Betroffene mit Hochsensibilität, ADHS, Autismus oder Borderline. Für sie wäre eine Stille Stunde oft eine große Erleichterung. Vielleicht nur ein oder zwei Stunden in der Woche. Doch diese Zeit kann den Alltag spürbar erleichtern.

Viele dieser Menschen sprechen nicht darüber. Manche haben nie gelernt, ihre Bedürfnisse auszudrücken. Andere trauen sich nicht. Manche glauben, sie würden ohnehin nicht verstanden.

Wenn du selbst betroffen bist oder jemanden kennst, der Unterstützung braucht, dann hilf mit.

Mach diese Idee bekannt. Erzähle davon. Gib ihr eine Stimme.

Indem wir teilen, was uns hilft, entsteht Verbundenheit. Und aus dieser Verbundenheit kann echte Veränderung wachsen.
Empathie entsteht, wenn wir bereit sind, wirklich hinzuhören. Impathie beginnt mit dem Mut, sich selbst ernst zu nehmen. Menschlichkeit zeigt sich in den kleinen Dingen – besonders dort, wo andere sie nicht erwarten.

Die Stille Stunde als Symbol für Mitgefühl

Die Stille Stunde zeigt, wie viel Wirkung in einer einfachen Idee liegen kann. Manchmal sagen wir am meisten, wenn wir nichts sagen.
In einer Welt voller Ablenkung und Lärm wird ein ruhiger Raum zum echten Zeichen der Rücksicht. Ein Angebot für alle, die sich nach Entlastung sehnen. Und ein Impuls für eine Gesellschaft, die leise Bedürfnisse ernst nimmt.

Denn wahre Empathie braucht keine großen Worte. Nur einen offenen Blick und ein mitfühlendes Herz.

Die Stille Stunde: Ein Akt der Empathie, Frau mit Zeigefinger vor dem Mund

Ein Dank an die, die vorangehen

Viele große und kleine Unternehmen zeigen bereits, dass es möglich ist, Inklusion auch im Alltag sichtbar zu machen. Ihr Engagement macht Mut. Durch einfache Maßnahmen wird ein Zeichen gesetzt: Jeder Mensch darf sich wohlfühlen. Jeder Mensch darf dazugehören.

Ein besonderer Dank gilt dem Verein „gemeinsam zusammen e.V.“, der sich für die Verbreitung der Stillen Stunde einsetzt. Über die Seite www.stille-stunde.com können sich Geschäfte kostenlos registrieren, ein Infopaket herunterladen und Teil dieser wertvollen Bewegung werden.
Jede Stille Stunde ist ein Schritt hin zu mehr Miteinander. Und zu einer Gesellschaft, in der sensible Menschen sich sicher fühlen dürfen.

Gabor Paranai, EMB® – Beratung & Coaching für Erwachsene und Kinder, www.gabor-paranai.com, Netzwerkmitglied für 93413 Cham (D)

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was ist eine Stille Stunde und warum ist sie wichtig?

Die Stille Stunde ist ein reizreduziertes Zeitfenster in Supermärkten oder öffentlichen Einrichtungen, in dem auf Musik, grelles Licht und hektische Durchsagen verzichtet wird. Sie richtet sich besonders an Menschen mit sensorischer Empfindsamkeit, Autismus, ADHS oder Hochsensibilität, für die alltägliche Reize oft überfordernd sind.

Wer profitiert von einer Stillen Stunde?

Besonders Menschen mit neurologischen Besonderheiten wie Autismus, ADHS oder Hochsensibilität empfinden solche Zeiten als entlastend. Aber auch ältere Menschen, Eltern mit Kleinkindern oder gestresste Berufstätige schätzen die ruhige Atmosphäre. Letztlich profitieren alle von einem achtsameren, ruhigeren Umfeld.

Was bedeutet „Impathie“ im Zusammenhang mit der Stillen Stunde?

Impathie bezeichnet die Fähigkeit, auch sich selbst empathisch zu begegnen. Die Stille Stunde lädt nicht nur zur Rücksicht auf andere ein, sondern schafft auch Raum, die eigene Erschöpfung und Bedürfnisse besser wahrzunehmen. Sie fördert sowohl zwischenmenschliches Verständnis als auch innere Achtsamkeit.

Gibt es die Stille Stunde bereits in Deutschland, Österreich oder der Schweiz?

Ja, es gibt sie bereits in einzelnen Filialen von EDEKA, REWE, IKEA, LIDL, ALDI sowie bei BILLA in Österreich und Migros in der Schweiz. Die Umsetzung variiert je nach Region und Markt. Der Verein „gemeinsam zusammen e.V.“ fördert die Ausweitung der Aktion über www.stille-stunde.com.

Wie kann ich dazu beitragen, dass es mehr Stille Stunden gibt?

Du kannst mit Supermärkten, Apotheken oder Schulen vor Ort sprechen, auf die Aktion aufmerksam machen oder den Link zur Initiative weitergeben. Auch das Teilen auf Social Media unter Hashtags wie #stillestunde oder #empathie hilft, die Idee zu verbreiten. Jeder kleine Schritt zählt, um mehr Achtsamkeit und Inklusion im Alltag zu schaffen.

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