4 Gründe, warum Impathie und Resilienz einander bedingen, Baum auf Fels im Meer

In einer Welt, die von ständiger Veränderung und Unsicherheit geprägt ist, spielt Resilienz eine zentrale Rolle. Resilienz beschreibt unsere Fähigkeit, Herausforderungen zu bewältigen, Krisen zu meistern und gestärkt aus ihnen hervorzugehen. Oft wird Resilienz mit Begriffen wie Selbstfürsorge, Anpassungsfähigkeit oder emotionaler Intelligenz verbunden, doch dabei spielt die Impathie eine entscheidende Rolle. Die beiden Fähigkeiten Impathie und Resilienz sind eng miteinander verknüpft.

Der Begriff Impathie, der als Gegenstück zur Empathie betrachtet werden kann, birgt eine überraschende Verbindung zur Stärkung der eigenen Resilienz.

Was ist Impathie?

Impathie beschreibt die Fähigkeit, mit den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen mitfühlend umzugehen. Es geht nicht nur darum, die eigenen Emotionen wahrzunehmen, sondern sie auch zu verstehen und anzunehmen. Bist du mit deinen Gefühlen in einem mitfühlenden Dialog, begegnest du dir selbst mit Selbstmitgefühl.

Impathie ist die Kunst, sich selbst zu fühlen und mit Freundlichkeit, Verständnis und Nachsicht zu begegnen.

Das Konzept der Impathie ist ein noch junges Forschungsfeld. Dr. Stefanie Neubrand legte 2011 den Grundstein für diese wissenschaftliche Auseinandersetzung und widmete diesem Thema ihre Doktorarbeit.

Siehe auch: https://www.srh-university.de/de/srh-university/hochschulteam/neubrand-stefanie/

Impathie ist praktisch die Grundlage für ein emotionales Gleichgewicht.

Denn sie unterstützt dich in drei zentralen Bereichen, die als tragfähiges Fundament dienen, um auch in turbulenten Zeiten gefestigt zu bleiben:

1. Bindungsfähigkeit:

Wenn du dich selbst mit Mitgefühl behandelst, entwickelst du eine stärkere Empathie für die Bedürfnisse anderer. Impathie fördert deine zwischenmenschlichen Beziehungen, macht dich sensibler und aufmerksamer für die Gefühle und Anliegen deines Umfelds.

2. Selbstfürsorge:

Impathie bedeutet, dich selbst so zu behandeln, wie du einen guten Freund oder eine gute Freundin behandeln würdest. Sie erlaubt dir, Fehler zu machen, dir zu vergeben und dich für dein Wohlbefinden einzusetzen. Damit stärkst du nicht nur deine Selbstachtung, sondern auch deine mentale und emotionale Gesundheit.

3. Stressbewältigung:

Der Alltag ist oft herausfordernd, und es ist leicht, sich von Anforderungen überwältigen zu lassen. Impathie hilft dir, Stress besser zu bewältigen, weil du besser deine eigenen Bedürfnisse fühlst und achtest und dir so selbst diejenige Unterstützung geben kannst, die du brauchst.

Indem du Impathie kultivierst, stärkst du dein Fundament für ein erfüllteres und widerstandsfähigeres Leben.

Sie hilft dir nicht nur, liebevoll mit dir selbst umzugehen, sondern macht es dir auch möglich, den Menschen in deinem Umfeld mit mehr Empathie und Verständnis zu begegnen.

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Impathie: Der Schlüssel, um deine Resilienz zu stärken

Und hier kommen vier Gründe, warum mehr Impathie auch deine Resilienz verstärkt:

1. Resilienz durch mehr Selbstbewusstsein

Selbstbewusstsein ist – wie es der Name schon sagt – das Bewusstsein für sich selbst. Menschen, die wissen, wer sie sind und wofür sie stehen, sind besser in der Lage, schwierige Situationen zu meistern. Impathie hilft dabei, das eigene innere Selbst zu reflektieren und dieses klarer nach außen zu kommunizieren. Indem wir unsere eigenen Werte, Überzeugungen und Emotionen in unsere Interaktionen einbringen, gewinnen wir an Klarheit darüber, was uns wirklich wichtig ist.

Beispiel:
In einer Konfliktsituation am Arbeitsplatz könnte jemand, der Impathie praktiziert, sagen: „Ich sehe, dass dir dieses Projekt wichtig ist, aber aus meiner Sicht wäre es effektiver, wenn wir uns auf Strategie A konzentrieren.“ Durch Impathie hast du immer ein Bauchgefühl, was stimmig ist oder nicht. Durch die bewusste Einbringung deiner inneren Stimme wird nicht nur dein eigenes Selbstbewusstsein gestärkt, sondern auch andere können von deiner Intuition profitieren.

2. Resilienz durch mehr Abgrenzung:

Während Empathie uns dazu ermutigt, tief in die Gefühle anderer einzutauchen, kann dies manchmal dazu führen, dass wir uns von fremden Emotionen überwältigen lassen. Dies ist besonders problematisch, wenn wir bereits mit eigenen Herausforderungen zu kämpfen haben. Impathie hingegen fördert eine gesunde emotionale Distanz (siehe auch den Blogartikel „Ekpathie“: https://empathie-netzwerk.com/ekpathie-warum-es-manchmal-hilft-ekpathisch-zu-sein/).

Durch die bewusste Fokussierung auf unsere eigenen Gedanken und Werte können wir uns besser abgrenzen und so verhindern, dass uns fremde Emotionen aus der Bahn werfen.

Diese Fähigkeit zur Abgrenzung ist essenziell, um in stressigen Situationen die Ruhe zu bewahren und nicht in emotionale Erschöpfung zu geraten. Es ist wichtig zu erkennen, dass emotionale Distanz nichts mit Gleichgültigkeit zu tun hat, sondern vielmehr mit Selbstschutz und Klarheit.

Beispiel:
Eine Pflegekraft, die tagtäglich mit emotional belastenden Situationen konfrontiert ist, könnte Impathie nutzen, um sich zu schützen. Statt sich von der Verzweiflung der Patienten mitreißen zu lassen, könnte sie bewusst sagen: „Ich verstehe, wie schwer die Situation für Sie ist, und ich bin hier, um Ihnen bestmöglich zu helfen. Gleichzeitig achte ich darauf, meine eigene Energie zu bewahren, um langfristig für Sie und andere da sein zu können.“ Diese bewusste Distanz ermöglicht es der Pflegekraft, sowohl empathisch zu handeln als auch ihre eigene mentale Gesundheit zu schützen.

3. Resilienz durch Selbstfokussierung:

Ein weiterer Schlüssel zur Resilienz ist die Fähigkeit, sich auf die eigenen Stärken und Ressourcen zu konzentrieren. Impathie fördert genau das, indem sie uns dazu anregt, unsere eigenen Gedanken und Werte als Ausgangspunkt für unser Handeln zu nutzen. Statt uns in den Erwartungen und Bedürfnissen anderer zu verlieren, erlaubt uns Impathie, uns auf das zu besinnen, was wir selbst kontrollieren und beeinflussen können.

Dieser Fokus auf das eigene Handlungsvermögen ist besonders hilfreich in Krisensituationen.

Indem wir uns bewusst auf unsere eigenen Stärken stützen, können wir effektiver und zielgerichteter handeln.

Beispiel:
Ein Unternehmer, der vor einer schwierigen Entscheidung steht, könnte sich auf seine eigenen Ressourcen konzentrieren, indem er sagt: „Ich verstehe die unterschiedlichen Meinungen meines Teams, aber ich denke, basierend auf meiner Erfahrung und den bisherigen Erfolgen, sollten wir uns auf diesen Weg konzentrieren.“ Durch diese Fokussierung auf die eigenen Fähigkeiten und Überzeugungen kann er sicherstellen, dass die Entscheidung nicht nur auf externen Einflüssen, sondern auch auf seinen inneren Stärken basiert.

4. Resilienz durch Selbstbehauptung:

Grenzen zu setzen ist ein essenzieller Bestandteil von Resilienz. Ohne klare Grenzen laufen wir Gefahr, uns zu überfordern oder von anderen ausgenutzt zu werden. Impathie unterstützt uns dabei, diese Grenzen zu definieren und zu verteidigen. Indem wir unsere eigene Perspektive klar erkennen und fühlen, können wir klar kommunizieren, was für uns akzeptabel ist und was nicht.

Beispiel:
Jemand könnte sagen: „Ich verstehe, dass du möchtest, dass ich diese zusätzliche Aufgabe übernehme, aber ich habe bereits meine Kapazitätsgrenze erreicht. Ich schlage vor, dass wir gemeinsam nach einer anderen Lösung suchen.“ Solche klaren und selbstbewussten Aussagen sind entscheidend, um Überforderung zu vermeiden und die eigene mentale Gesundheit zu schützen.

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Impathie und Resilienz im Alltag

Wie lässt sich Impathie im Alltag praktizieren, um die eigene Resilienz zu stärken? Hier sind einige praktische Ansätze:

1. Selbstreflexion üben:

Bevor wir unsere Perspektive in Gesprächen und Entscheidungen einbringen können, müssen wir uns darüber im Klaren sein, was wir wirklich fühlen und denken. Regelmäßige Selbstreflexion – sei es durch Journaling, Meditation oder Gespräche mit vertrauenswürdigen Personen – hilft uns, unsere eigenen Werte und Bedürfnisse besser zu verstehen.

2. Aktive Kommunikation:

Impathie erfordert klare und respektvolle Kommunikation. Wenn wir unsere Sichtweise einbringen, ist es wichtig, dies ohne Vorwurf oder Aggression zu tun. Statt zu sagen: „Du verstehst mich nie!“, könnte man formulieren: „Ich empfinde die Situation anders, weil ich glaube, dass…“

3. Achtsames Zuhören:

Auch wenn Impathie die eigene Perspektive deutlich spürbar macht, bedeutet das nicht, dass wir die Perspektive anderer ignorieren sollten. Achtsames Zuhören ist entscheidend, um die Bedürfnisse des Gegenübers zu verstehen und gleichzeitig einen konstruktiven Dialog zu ermöglichen.

4. Nein sagen lernen:

Ein „Nein“ ist manchmal die stärkste Form von Selbstschutz. Impathie hilft uns, klar zu spüren, was wir leisten können und was nicht. Dies erfordert Mut und Übung, kann aber langfristig dazu beitragen, Stress zu reduzieren und unsere Resilienz zu stärken.

Fazit

Impathie ist ein Konzept, das oft im Schatten der Empathie steht, aber für die Entwicklung von Resilienz von unschätzbarem Wert sein kann. Indem wir unsere eigene Perspektive bewusst einbringen, stärken wir unser Selbstbewusstsein, bauen emotionale Distanz auf und schaffen klare Grenzen.

Impathie ermöglicht, uns besser auf unsere eigenen Ressourcen zu konzentrieren und in stressigen Situationen handlungsfähig zu bleiben.

Während Empathie uns hilft, andere besser zu verstehen, gibt uns Impathie die Stärke, unsere eigene Position zu vertreten, weil wir uns besser verstehen. Gemeinsam bilden sie die Grundlage für einen resilienten und authentischen Umgang mit den Herausforderungen des Lebens.

In einer Welt, die oft von Überforderung und Unsicherheit geprägt ist, kann der bewusste Einsatz von Impathie der Schlüssel sein, um nicht nur zu überleben, sondern auch zu wachsen.

Beginne noch heute damit, Impathie in deinem Alltag zu kultivieren – und beobachte, wie deine Resilienz sich Schritt für Schritt verstärkt.

Luca Rohleder, Netzwerkgründer und Autor u. a. von:


Die Suche nach Sinn, ISBN 9783982303246, Buchcover

LUCA ROHLEDER
Die Suche nach Sinn
Eine Geschichte über Urvertrauen und Selbstliebe. Das polyamore Selbstfindungsabenteuer einer Wissenschaftsjournalistin.
ISBN 9783982303246

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